Wie läuft eine Funktionsanalyse beim Zahnarzt ab?
Ihr Kiefer schmerzt und Sie sind von Kopf bis Fuß komplett verspannt? Dann kann eine Funktionsanalyse beim Zahnarzt sehr hilfreich sein. Was hierbei genau passiert, erfahren Sie in diesem Blog-Beitrag.
CMD-Diagnostik durch Funktionsanalyse
Das menschliche Kausystem besteht aus Zähnen, Kieferknochen, Kiefergelenken und Muskeln. Schon kleinste Veränderungen wie eine zu hohe Zahnkrone, aber auch Zahnfehlstellungen oder eine Zahnlücke können dabei das komplexe Zusammenspiel durcheinanderbringen. Hierdurch können Schmerzen und Verspannungen der Kau- und Gesichtsmuskulatur verursacht werden – und die Beschwerden können sich vom Kopf- und Nackenbereich auf Ihren gesamten Körper auswirken.
Solche Fehler im Kausystem bezeichnen Zahnärzte als „Craniomandibuläre Dysfunktion“ (CMD). Mehr Informationen zu diesem Thema können Sie auch in unserem Blog-Beitrag „Was ist eine CMD?“ nachlesen.
Mithilfe der CMD-Funktionsanalyse kann Ihr Zahnarzt untersuchen, wie Ihre Zähne, Kiefergelenke und Ihre Kaumuskulatur zusammenspielen. Er kann Störungen und Veränderungen am Kauapparat und Fehlstellungen der Kiefergelenke erkennen und so die richtige Therapie für Sie auswählen.
Dabei besteht die Funktionsanalyse beim Zahnarzt aus zwei Diagnose-Verfahren, die aufeinander aufbauen – der klinischen und der instrumentellen Funktionsanalyse.
Klinische Funktionsanalyse
Bei der klinischen Funktionsanalyse fragt Ihr Zahnarzt Sie zunächst, ob und wo genau Sie Schmerzen haben, wie lange diese schon andauern und wie stark sie sind. Anschließend untersucht er Ihre Mundöffnung, Ihre Kau‑, Kopf- und Gesichtsmuskulatur sowie die Kiefergelenke, indem er sie mit den Fingerspitzen abtastet.
Dabei prüft er, wie druckempfindlich die Bereiche sind, und wo genau es hakt und schmerzt. Besonders achtet er hierbei auch darauf, ob Einschränkungen beim Mundöffnen und bei den Kaubewegungen vorliegen und ob er Kiefergelenkgeräusche feststellen kann.
Außerdem sieht er sich Ihre Körper- und Kopfhaltung genau an. Denn bereits Fehlhaltungen wie ein schräg gehaltener Kopf können sehr wichtige Hinweise auf eine mögliche CMD-Erkrankung liefern.
Um einen falschen Biss zu erkennen, lässt Ihr Zahnarzt Sie dann auf eine färbende Folie beißen. Anhand des Abdrucks kann er feststellen, ob bestimmte Zähne oder Zahnreihen früher aufeinanderbeißen als der Rest der Zähne. Diese sogenannten Frühkontakte können zum Beispiel durch zu hoch liegende Füllungen entstehen.
Instrumentelle Funktionsanalyse
Bei der instrumentellen Funktionsanalyse werden nun, wie der Name schon sagt, Instrumente eingesetzt, um die Kaubewegungen und die Position Ihrer Kiefergelenke noch eingehender analysieren zu können.
Meist kommt zunächst ein Bissregistrat zum Einsatz. Dies ist eine weiche Platte aus Kunststoff, Wachs oder manchmal auch Metall, auf die Sie beißen müssen. Das Registrat zeichnet nun die Zahnkontakte und die aktuelle Lagebeziehung von Unterkiefer und Oberkiefer zueinander auf.
Zur weiteren Analyse wird ein Gesichtsbogen eingesetzt. Dieser besteht aus einer Nasenstütze, einer Bissgabel und zwei Stützen, die auf beiden Seiten Ihres Kopfes auf Höhe der Ohren befestigt werden. Sie beißen nun auf die Bissgabel und das Messgerät liefert individuelle, exakte Daten über die genaue Stellung von Unter- zu Oberkiefer und zur Schädelbasis.
Aus den gewonnenen Daten werden nun Gipsmodelle Ihrer beiden Kiefer angefertigt, die anschließend in den sogenannten Artikulator eingesetzt werden. Die mit dem Gesichtsbogen ermittelten Messdaten werden ebenfalls auf den Artikulator übertragen.
Dieses technische Gerät simuliert nun Ihre Kaubewegungen und das Zusammenspiel Ihrer Zähne. Auf diese Weise kann Ihr Zahnarzt schon kleinste Fehlfunktionen Ihres Kiefers erkennen. Er kann darüber hinaus mithilfe der Simulation die Lagebeziehung zwischen Ihren Zähnen und Ihrem Kiefer so oft verändern, bis er die für Sie optimale Lage erreicht hat. Auf Basis der gewonnenen Daten kann Ihr Arzt dann einen individuellen Behandlungsplan für Sie erstellen.
Mittlerweile gibt es zusätzlich auch die Möglichkeit, die instrumentelle Funktionsanalyse mit Hilfe eines computergestützten Verfahrens durchzuführen. Dabei werden die Bewegungen und der Kaudruck von Sensoren aufgezeichnet und die Messdaten digital dargestellt.
Die instrumentelle Funktionsanalyse kann ebenfalls durch Röntgenaufnahmen, Magnetresonanzaufnahmen oder Computertomografien ergänzt werden.
Wie geht’s nach der Funktionsanalyse weiter?
Die Maßnahmen, die zur Behandlung einer CMD getroffen werden, richten sich nach der Ausprägung der festgestellten Fehlfunktionen und können bei jedem Patienten unterschiedlich ausfallen.
In der Regel wird eine CMD mit einer individuell angepassten Aufbissschiene behandelt. Diese sorgt dafür, dass Ihr Kiefer wieder eine normale und gesunde Stellung erhält, dass sich Ihre Kau- und Kiefermuskulatur entspannen kann und Ihre Kiefergelenke entlastet werden.
Wenn die Ursache für die CMD in einem schlecht sitzenden Zahnersatz liegt, kann dieser wiederum angepasst oder ausgetauscht werden, um die Kiefergelenke wieder in die korrekte Position zu bringen. Verschobene Zähne können ebenfalls gerichtet und fehlende Zähne ersetzt werden, um einen gesunden Biss wiederherzustellen.
Abhängig von der Ursache für Ihre Beschwerden können zur fachübergreifenden Behandlung auch Kieferorthopäden, Orthopäden, Physiotherapeuten, Neurologen und Psychologen miteinbezogen werden.
Sind psychische Belastungen der Auslöser für eine CMD, können Ihnen auch Massagen und bestimmte Entspannungsübungen dabei helfen, Stress zu verarbeiten, die Spannung von Ihren Zähnen und Ihrem Kiefer zu nehmen, Ihre Muskulatur zu entlasten und die CMD-Symptome langfristig zu reduzieren.
Haben Sie weitere Fragen zum Thema oder möchten Sie einen Termin vereinbaren? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf!